Kinzigstr. 9
10245 Berlin
groessenwahn@kinzig9.de
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Unser Haus ist mehr als ein reines Wohnprojekt. Es ist der Versuch, uns gemeinsam ein anderes Leben jenseits von gesellschaftlichem Anpassungsdruck, Vereinzelung und Entpolitisierung zu ermöglichen. Dabei versuchen wir nicht, uns außerhalb der Gesellschaft zu bewegen, sondern als sichtbares Experiment in die Gesellschaft hineinzuwirken. In unseren Mietverträgen heißt es hierzu unter anderem: „Das Hausprojekt bekennt sich dazu, Benachteiligungen und Diskriminierungen aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe, Bildung, sexueller Orientierung, körperlicher Verfasstheit und sozialer Lage, aber auch Tendenzen zu Kommerzialisierung, Vereinzelung und Nationalismus innerhalb und außerhalb des Hauses aktiv entgegenzuwirken.“ Dazu bekennen wir uns.
Wir haben unser Haus gekauft, es dann aber in ein Genossenschaftsmodell überführt. So kann auch langfristig kein Privateigentum an Wohnraum entstehen. Um hier einziehen zu können, muss keine_r Vermögen mitbringen. Wir haben unser Haus in jahrelanger Eigenarbeit saniert. Wir sind ein selbstverwaltetes Hausprojekt und bewältigen als Bewohner_innen alle Jobs, die damit zusammenhängen: von der Buchhaltung bis hin zum Hausmeister_innenjob.
Obwohl wir keine Kommune sind, gehen hier viele Alltagsangelegenheiten über ein gewohntes Maß hinaus. Hier sind alle Wohnungstüren offen. Aber jede_r kann sich ins eigene Zimmer zurückziehen. Auch hier gibt es Privateigentum. Aber wir versuchen so viele Dinge wie möglich zu teilen, um Ressourcen und Geld zu sparen und dem gesellschaftlichen Konsumzwang effektiv zu begegnen. Waschmaschinen, Küchen und ihr Inventar (außer der Lieblingstasse natürlich) gehören der ganzen Hausgruppe. Autos, Werkzeuge, Nähmaschinen, Schlitten und tausend andere Dinge werden miteinander geteilt bzw. untereinander ausgeliehen. Davon profitieren alle, und wir (er)leben, was Kollektivität für enorme Vorteile hat. Die Entscheidung über Neueinzüge treffen wir als Hausgruppe gemeinsam. Wie über viele andere Dinge, die uns verbinden. Die gesamte Hausgruppe trifft sich einmal wöchentlich zum Hausplenum mit anschließendem Umtrunk.
Hier gilt das Konsensprinzip. Das heißt ausdrücklich nicht, dass einzelne per Veto alles verhindern können. Das bedeutet, dass hier alles so lange gemeinsam oder in Kleingruppen diskutiert wird, bis ein für alle tragbarer Konsens gefunden ist. Bei sehr schwierigen Themen kann das auch schon mal eine Weile dauern. Das erfordert Toleranz und Offenheit gegenüber anderen. Und es bringt uns die wertvolle Erfahrung, dass ein Leben ohne Bosse und Parteien möglich sein kann.
In der K9 gibt es eine Einheitsmiete. Alle zahlen dasselbe, egal wie groß ihr Zimmer ist. So kann jede_r unabhängig vom Einkommen im Zimmer der eigenen Wahl wohnen. Damit niemand für immer im kleinsten Zimmer wohnen muss und weil Alteingesessene kein lebenslanges Anrecht auf das schönste Zimmer haben sollen, wird hier alle drei Jahre „rotiert“. Am Tag der „Rotation“ ziehen alle gemeinsam um. In die Zimmer und die Küchen, auf die sich alle vorher gemeinsam geeinigt haben. Das machen wir schon immer so. Und bleiben dabei in Bewegung. Denn wer rastet rostet.